Bildungssystem und Lehrkräftemangel // Jutta Wegner: „Längeres gemeinsames Lernen, praxisnahes Studium und Entlastung junger Lehrkräfte“ 11. Juli 202411. Juli 2024 Am 10. Juli diskutiert der Landtag in der aktuellen Stunde die geplante Reform des Lehramtsstudiums von Hochschulministerin Bettina Martin und in zweiter Lesung den Gesetzentwurf zum Lehrerbildungsgesetz. Für Jutta Wegner, parlamentarische Geschäftsführerin und bildungspolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, gehören beide Vorhaben zusammen: „Wir brauchen längeres gemeinsames Lernen, ein praxisnahes Lehramtsstudium und wir müssen die jungen Lehrkräfte entlasten. Längeres gemeinsames Lernen fördert Chancengerechtigkeit und ist daher der richtige Weg. Die 80er-Jahre-Bildungspolitik der CDU bringt niemanden weiter. Kinder früh zu separieren und strikt nach Leistung getrennt zu unterrichten, ist pädagogisch und gesellschaftlich unsinnig. Wenn viele Kinder gemeinsam unterrichtet und individuell gefördert werden, ist das kein ‚Einheitsbrei‘, sondern gelebte Chancengerechtigkeit. Alle Kinder verdienen die gleichen Chancen auf eine gute Bildung als Grundstein für ein selbstbestimmtes Leben. Der eingeschlagene Weg von Rot-Rot, die Lehramtsstudiengänge der Sekundarstufe I und II strukturell zusammenzuführen, ist grundsätzlich richtig. Nicht nur das Lehramtsstudium, sondern insbesondere auch die kooperativen und integrierten Gesamtschulen können dadurch gestärkt werden. Heute aber noch vor der großen Reform des Lehramtsstudiums bereits das Lehrerbildungsgesetz zu verändern, ergibt nur wenig Sinn. Bildungs- und Wissenschaftsministerium müssen für eine gelingende Reform endlich zusammen denken und arbeiten, statt jeweils ihr eigenes Süppchen zu kochen. Zum Lehrerbildungsgesetz beantragen wir, dass junge Lehrkräfte zukünftig entlastet und stärker unterstützt werden. Mehr Lehrkräfte werden wir nur gewinnen, wenn endlich bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das Lehramtsstudium, der Berufseinstieg und die dauerhaften Arbeitsbedingungen an den Schulen sind so auszugestalten, dass die Belastungen für die Lehrkräfte vertretbar sind. Wir fordern daher, dass junge Lehrer*innen im ersten halben Jahr um sechs bis acht Unterrichtsstunden pro Woche entlastet werden. Diese Zeit kann für Fortbildungen und die zeitaufwendige Erarbeitung von Unterrichtsmaterialien genutzt werden. Wenn sich da nichts ändert, verlieren wir noch mehr Lehrkräfte in der Anfangsphase. Das Referendariat darf nicht verkürzt werden. Auch die Berufsverbände haben sich deutlich dagegen ausgesprochen. Die dauerhafte Qualität der Ausbildung darf nicht für eine einmalige Beschönigung der Zahlen der Landesregierung riskiert werden. Zudem wollen wir die Mentoringphase erweitern, um mehr Zeit für die professionelle Begleitung der angehenden Lehrer*innen zu ermöglichen. Grundsätzlich ist eine große Reform der Lehrerbildung nötig, mit der das Lehramtsstudium endlich praxisnah ausgestaltet wird.“