Umgang mit Querdenker*innen

26.11.2022

Wer kennt das nicht? Dieses ohnmächtige Gefühl, wenn man versucht mit einem Putinversteher oder einer Coronaleugnerin aus dem Bekanntenkreis ins Gespräch zu kommen. Auch früher war man sich nicht immer einig, aber es gab trotzdem oder gerade deswegen noch gute Gespräche.
Für viele Menschen stellt diese Auseinandersetzung heute eine enorme Herausforderung dar.
Kann man den Umgang mit Querdenkern eigentlich lernen? Wir haben es in einem Workshop ausprobiert und „Wer denkt hier quer?“, einen Onlineworkshop der Böll-Stiftung in Baden-Würtemberg besucht.
Es begann mit einem Erfahrungsaustausch von ungefähr 16 Personen und der erleichternde Erkenntnis: Niemand fällt es leicht mit Querdenker*innen umzugehen.
Es war eine wichtige Erfahrung im Rollenspiel selbst mal einen Menschen mit Aluhut zu spielen. Einsamkeit, große Zweifel, Angst, Suche nach Antworten oder die Befreiung aus der Ohnmacht – im Workshop sind uns viele Motive für Querdenkertum eingefallen, die wir im Grunde auch nachvollziehen können. Auch die Anfälligkeit von Menschen, die z.B. aus Angst um ihre körperliche Unversehrtheit stark verunsichert sind, sich einer gut organisierten Gruppe einer rechtsaußen Partei wie der AfD anzuschließen, wurde im Rollenspiel spürbar.
Das heißt, nicht jede*r Querdenker*in wählt AfD oder möchte auch nur mit der AfD in Verbindung gebracht werden. Das ist gut zu wissen!
Wir haben dann im Workshop verschiedene Kommunikationstechniken ausprobiert. Gerade Techniken, wo man in der Sache klar ist, aber freundlich zum Gegenüber, bieten eine Möglichkeit, miteinander im Gespräch zu bleiben. Das tat gut!
Abgerundet wurden die praktischen Einheiten mit gut recherchieren Fakten zur Entstehung und Größe der Querdenkerbewegung.
Fazit: Wir haben gelernt, dass es keine immer funktionierende Technik gibt, mit Querdenkern klarzukommen. Jemand, der an Verschwörungstheorie glaubt, wird sich nicht durch gute Argumente bekehren lassen. Querdenker*innen aber freundlich und klar zu begegnen, lohnt sich dennoch. Es ist viel einfacher als ein verbissener Faktenaustausch und lässt die Möglichkeit offen, dass das Gegenüber wieder in den demokratischen Teil des Lebens zurückkommt.
Denn Demokratie bedeutet ja auch, sich auszuprobieren, sich irren zu dürfen, seine Meinung weiterzuentwickeln. Und hoffentlich nie aus den Augen zu verlieren, dass nur eine Demokratie diese Entwicklungsräume bietet.

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