Erinnerungskultur braucht aktive Förderung // Wegner: „Land und Kommune müssen endlich auch unsere jüngere Geschichte für die Öffentlichkeit sichtbar und erfahrbar machen.“

Der Kreistag Mecklenburgische Seenplatte entscheidet diese Woche über Fördermittel für den Verein „Stasi-Haftanstalt Töpferstraße Neustrelitz“. Die Europaabgeordnete Hannah Neumann kommentiert dazu:

„Durch viel ehrenamtliches Engagement hat sich die ehemalige Stasi-Haftanstalt in Neustrelitz zu einem wichtigen Erinnerungsort für DDR-Geschichte entwickelt. Durch seine Arbeit hält er die Erinnerung an vergangenes Unrecht lebendig und fördert damit die Demokratie- und Geschichtsbildung. Um sich auch langfristig zu einem „Lernort der Demokratie“ zu entwickeln, bedarf es professionalisierter Strukturen, da sich der enorme Arbeitsaufwand nicht mehr allein durch das Ehrenamt bewältigen lässt. Um diesem Bedarf nachzukommen, steht im Kreistag die Übernahme der Trägerschaft des Erinnerungsortes durch den landkreiseigenen Träger Museen gGmbH zur Abstimmung.

In einer Zeit, in der demokratische Werte in Deutschland und Europa unter Druck stehen, gewinnen Orte wie der Erinnerungsort in Neustrelitz an entscheidender Bedeutung. Im März musste bereits der Demokratiebahnhof in Anklam seine Türen schließen, und hat damit der gesamten Region Vorpommern einen der bedeutendsten Begegnungsorte der Demokratieförderung entzogen. Stätten wie der Demokratiebahnhof in Anklam und der Erinnerungsort in Neustrelitz dürfen jedoch gerade jetzt nicht dem Verfall überlassen werden – im Gegenteil: sie müssen aktiv gefördert werden! Ich fordere den Kreistag daher auf, sich für eine Übernahme der Trägerschaft des Erinnerungsortes Neustrelitz auszusprechen und ihn langfristig sowohl personell als auch finanziell abzusichern.“

Jutta Wegner, Abgeordnete des Landtages Mecklenburg-Vorpommern, ergänzt:

„Das Land muss sich seiner historischen Verantwortung stellen – dazu gehört auch, die Erinnerung an den Terror der Stasi. Es braucht deshalb nicht nur ein Bekenntnis zur Stasi-Haftanstalt Töpferstraße. Es braucht auch finanzielle Unterstützung, die den Erhalt des Gedenk- und Lernorts für die Zukunft sicherstellt. Hier wird wertvolle Arbeit geleistet, die unsere Erinnerungskultur um ein bedeutendes Kapitel deutscher Geschichte bereichert.

Auch die Stadt Neubrandenburg hat einen solchen Erinnerungsort. Dort wird aktuell unerhört viel Druck aufgebaut. Das Land möchte die Liegenschaft verkaufen und eröffnet in Kürze ein Bieterverfahren. Doch damit stünde dieser Ort der Zeitgeschichte vor dem Aus, bevor überhaupt ein Erinnerungskonzept erarbeitet werden konnte. Land und Kommune müssen endlich ihre Hausaufgaben machen und unsere jüngere Geschichte für die Öffentlichkeit sichtbar und erfahrbar machen.“

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